Ich bin der Kaiser von Peking, China Teil 6

Mein Sommerpalast

Mein Sommerpalast…

Unvergesslich ist der herrliche Tag im Sommerpalast. In dieser Parkanlage haben die chinesischen Kaiser im Sommer Erfrischung gesucht. Gemeinsam mit anderen aus der Gruppe (Chinesen und Deutsche) erkundeten mein Gastbruder und ich die sehr weitläufige Anlage und genossen einen echt chinesischen Wochenendtag – das heißt Menschenmassen, wohin das Auge reicht.Daran waren wir zum Glück schon gewöhnt, denn so sieht es überall in Peking aus.

Menschenmenge

Ganz Peking auf den Beinen

Im Laufe des (sehr heißen) Tages hatten wir Gelegenheit, uns alle besser kennenzulernen. Wir Jugendlichen aus Deutschland haben schnell gemerkt, dass Jungen und Mädchen in China in einer gemischten Gruppe nicht so freundschaftlich miteinander umgehen wie es bei uns üblich ist. Leider kam es darüber unter den chinesischen Jugendlichen zu Konflikten. Da habe ich dann verstanden, warum es im Programm auch einen Workshop zum Thema Gender gab, was ein Berliner Schüler ja nun wirklich seit der 1. Klasse immer wieder hört. Offenbar war der Kurs nicht für uns gedacht.

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Vor allem das stereotype und gleichzeitig aggressive Verhalten der Mädchen hat mich schockiert. Das war ein guter Anlass, darüber mit denen zu sprechen, die ein Austauschjahr in Deutschland planen. Denn ein solches Verhalten wäre an einer deutschen Schule nicht akzeptabel.

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Trotz dieser Misstöne war der Tag im Sommerpalast einer der Höhepunkte meiner Reise, auch weil wir durch die Diskussionen so viel über unsere Kulturen gelernt haben und wirklich Zeit miteinander verbringen konnten.

Sommerpalast Peking 2

Sommerpalast Peking

Ein Asiate in Asien, China Teil 5

Blick über Palastdächer

In der Verbotenen Stadt

Mein Gastbruder ist so alt wie ich und verbringt seit August ein Jahr in Deutschland. Deshalb war es für ihn natürlich besonders interessant, sich mit mir zu unterhalten und sich so schon ein bisschen auf Deutschland einzustimmen. Wir haben uns sehr gut verstanden (auch weil er Englisch spricht) und sehr viel Zeit zusammen verbracht, uns die Stadt zusammen angesehen und kleine Ausflüge gemacht.

Unterwegs in der Stadt

Unterwegs in der Stadt

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Nach dem Kursprogramm sind wir auch einige Male einkaufen gegangen, so dass ich die Tricks, wie man den besten Preis aushandelt, bald gelernt habe. (Regel Nummer 1: Wenn dir jemand einen „special price“ für Schüler nennt, weißt du, der ist mindestens 10fach überteuert.) Manche Händler wurden auch sehr wütend, als sie das mitgekriegt haben und bedachten mich mit Flüchen, weil ich bei ihnen was gekauft habe zum Preis, den auch Chinesen bezahlen würden. Das war schon ein bisschen erschreckend, denn es hat sie ja niemand gezwungen, für den Preis zu verkaufen.

Souvenirs Souvenirs

Souvenirs, Souvenirs

Da ich zur Hälfte Asiate bin und für Chinesen aussehe wie aus dem Norden von China, gab es auch einige merkwürdige Situationen, die zeigen, dass Ausländer in China anders behandelt werden. Zum Beispiel muss man an der Metro sein Gepäck auf die Sicherheitsschleuse legen und selbst einige Meter weg durch den Metalldetektor laufen. Als ich durch war und meinen Rucksack an der Schleuse wieder in Empfang nehmen wollte, war der weg. Obwohl er direkt hinter dem Rucksack von meinem Gastbruder durch die Kontrolle gefahren ist. Mir blieb fast das Herz stehen. Denn darin war mein Pass, den wir an diesem Tag für einen Besichtigungstermin mitnehmen sollten. Und meine Kreditkarte! Als mein Gastbruder und ich dann nachfragten, ging der Wachmann an einen Schrank und holte ihn heraus. Angeblich hätte ich ihn liegenlassen. Was ich glaube: Als sie gemerkt haben, dass ich kein Chinese bin, haben sie den Rucksack lieber schnell wieder rausgerückt.

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Auch das ist Peking

An einem anderen Tag kam es innerhalb der Wohnanlage der Gastfamilie zu einer komischen Begegnung mit einem Wachmann. Er hörte, dass ich mit meinem Gastbruder Englisch gesprochen habe und wurde darüber ganz böse, weil er erst nicht verstanden hat, dass ich kein Chinese bin. Dann meinte er, dass Ausländer hier nichts zu suchen haben und er uns nicht durchlässt. Erst eine lange Ansprache von meinem Gastbruder konnte ihn überzeugen, so dass wir zurück in die Wohnung konnten.

Flagge vor der Mauer

Leben im Staate Mao Tsedongs: Ein Schweigen und Umgehen, China Teil 2

Willkommen in Peking.jpgIn den zwei Wochen in denen ich in China und in meiner Gastfamilie leben durfte habe ich viel davon mitbekommen, wie das leben hier ist. In Deutschland haben wir uns schon an die Gedanken der beinahe uneingeschränkten Meinungsfreiheit gewöhnt. In China hingegen erlebte ich einen Überwachungsstaat, der mein ganzes Internetverhalten verändert hat. China hat es geschafft alle uns bekannten Medien zu sperren (Facebook, Whatsapp, Instagram, westliche Zeitungswebseiten sowieso), so dass uns nur durch die illegale Nutzung von einem VPN die vollkommene Pracht des Internets zur Verfügung steht.

Marktstand

Trotzdem ist der Stand der Digitalisierung sensationell. Da fällt es richtig auf, wie weit Deutschland bei diesem Thema zurück liegt. So kann man in Peking alles mit dem Handy bezahlen. Sogar an Marktständen hängen Zettel mit dem Code des Inhabers, mit denen man über die App WeChat eine Zahlung veranlassen kann.Das ist insofern schade, dass man Mao nicht mehr so oft in die Finger kriegt – sein Porträt prangt nämlich auf jedem Geldschein.

Natürlich gibt es überall Internet bzw. sehr guten Empfang für mobile Daten. Bei der Fahrt mit der U-Bahn wird auch laufend Werbung im U-Bahntunnel eingeblendet. Was für uns verstörend klingt, ist dort gang und gäbe. Im Tunnel sind etwa 100 Meter lange LED-Panels angebracht. Dort wird dann in der Fahrtgeschwindigkeit des Zuges die Werbung eingeblendet. So kann man die Werbeanzeigen dennoch gut ansehen, ohne dass das Bild an einem vorbeihuscht.

In der Werbung, egal ob in der U-Bahn, auf Plakaten oder im Fernsehen, geht es immer um das Idealbild der weißen Haut. In den Werbeclips sind die Menschen weiß wie Schnee, und zwar so weiß, wie es normal gar nicht vorkommt. So erinnere ich mich an die Werbung für ein sehr teures Smartphone, das einfach in jeder Einstellung vor schneeweißer Haut gezeigt wurde. (Hände, Gesicht…) Gesprochen wurde nicht. Man muss wohl auch nicht mehr sagen, um Chinesen von der Qualität zu überzeugen.

Schirme in Peking

Weil weiße Haut so angesagt ist, laufen alle mit Regenschirmen herum. Das sieht erstmal etwas merkwürdig aus, aber nach einer Weile wünscht man sich selbst so einen Schirm, um ein bisschen Schatten zu erhaschen. Hitze brutal – das ist das, was mir zu meinem chinesischen Abenteuer einfällt. Die hohe Luftfeuchtigkeit lässt die Sonne als deinen besten Feind erscheinen – und das, obwohl ich eigentlich ein Sonnenanbeter bin. Ich habe lange nicht mehr so geschwitzt.

Auf zur glücklichen Insel

Hier ist es in diesem Jahr oft noch recht frisch für die Jahreszeit. (Für mich nicht, aber wer im Sommer 40-50 Grad erwartet findet 25 zu kalt.) Deshalb freuen sich alle, wenn es bei 32 Grad Gelegenheit für eine Flusswanderung gibt. Der Fluss ist nur ein paar Minuten Fußweg entfernt. Dennoch haben die Kinder hier keine Lust zum Laufen.

In diesem Jahr hat der Fluss sehr wenig Wasser, weil Wasserknappheit ist und die Talsperre deshalb im Frühjahr nicht geöffnet wurde. Deshalb kann man jetzt durchwaten – was heißt kann, man muss, um ein schönes Uferplätzchen zu ergattern. Denn mitten im Fluss hat sich eine Insel mit Sandstrand gebildet. Das Ufer ist ansonsten ziemlich steil.

Es war die Eröffnung der Saison für die Familie. Zum ersten Mal waren alle gemeinsam am Fluss zum Schwimmen.

Natürlich habe ich mich gleich ins Vergnügen gestürzt. Der Boden war ganz schön steinig und voll mit Pflanzen, deshalb habe ich die Badeschuhe angelassen.

Obwohl wir gerade ein Festmahl hinter uns hatten, wurde gleich ein Feuer angemacht. Baden und Grillen und Essen gehören hier offenbar zusammen. Fische fangen auch.

Wir blieben, bis die Kühe heimwärts zogen – till the cows come home, in echt. Witzigerweise hatte der Schwager der Familie auf dem Hinweg seine Uhr im Fluss verloren – auf dem Rückweg haben wir sie wiedergefunden. Im Wasser. Sie funktionierte noch. Deutsche Qualität.

Kurz darauf goss es aus Kübeln. Aber nicht lange. Dann wurden wir mit einem Doppelregenbogen belohnt.

Ein Tag als Hirtenjunge

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Ich bin stolz auf mich: Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Schafe und Ziegen gehütet. Tanat, der Schwiegersohn von Natalia Iwanowna musste nämlich raus ins Feld. Eigentlich ist er Lehrer für Informatik und Geschichte. Aber wer essen will auf dem Dorf muss anpacken. Seine Familie teilt sich mit 15 anderen Familien die Hirtenarbeit auf. Es gibt auch professionelle Hirten aber die kosten zu viel. So nimmt jede Familie zwei Tage im Monat die gesamte Herde aus Schafen und Ziegen (ungefähr 100 Tiere) für den ganzen Tag. Auf diese Weise sparen sie Geld. (Was sie nicht haben.)

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Ich frühstücke und treffe mich mit ihm 7.40 vor seinem Haus, wo schon etwa 30 Tiere warteten. Wir laufen los und sammeln an der nächsten Ecke weitere 40 Tiere ein und versuchen sie mit den anderen in eine Gruppe zu scheuchen. Ein paar hauen gleich in die Steppe ab. Bald sind alle Tiere von ihrem Weg abgekommen um sich am Gras zu erquicken.

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Da Tanat gerade andere Tiere von ihren Besitzern abholt, muss ich das erste Mal in meinem Leben Schafe eintreiben. Ich scheuche sie zurück auf die Straße und so können wir weiterlaufen. Als wir die Straße aus der Stadt heraus nehmen um dann in die Steppe zu laufen, wo das saftige Gras ist, kommt eine Kuh uns zur Hilfe, die Herde in Schach zu halten. Als wir die Kuh nicht mehr brauchen, vertreiben wir sie.

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Wir treiben die Tiere in Richtung einer Straße, über die wir hinüber müssen. Als wir auf der anderen Seite sind mit der ganzen Herde, erstrecken sich vor uns die Weiten der Steppe. Weiter geht es durch das harte Steppengewächs, was durch den noch frühen Morgen noch ganz feucht war.

Nach einem 20 Minuten Marsch ruhen wir uns kurz aus. Denn die Tiere immer zusammenzuhalten, und das ohne Hund, ist ganz schön stressig. Jetzt wartete auf mich die eigentliche Überraschung: Tanat stellte mir das WLAN ein! (Echtes WLAN, denn ich habe keine kasachische Telefonkarte für mobile Daten.) Warum es in den Weiten der Steppe Internet gibt, bleibt sein Geheimnis. Aber es klappte.

Steppe Kasachstan

Die Herde lief währenddessen weiter und verschwand aus unserem Sichtfeld, so dass wir uns aufmachten, sie wieder in die richtige Richtung zu lenken. Endlich erreichen wir ein Feld, das eine natürliche Begrenzung bildet. Zeit für eine Rast. Auch das Pferd braucht eine Pause. Es ist klein wie ein Pony, aber ganz schön wild.

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Schließlich landet die Herde langsam aber sicher auf das Gebiet eines Feldes.

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Wir treiben sie wieder zurück und setzen uns eine Stunde um Pause zu machen.

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Gegen Mittag treiben wir die Herde in ein kleines Gehege. Dort bleiben sie, während wir zurück ins Dorf zum Essen gehen.

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Nach drei Stunden marschieren wir wieder bis 7 Uhr abends durch die Steppe. Eigentlich wollen wir am Fluss entlang gehen, auch weil wir vorhaben, mal kurz hinein zu springen. Doch da haben wir die Rechnung ohne die Schafe gemacht. Also wieder über harte Grasbüschel und viele Erdhügel mitten hinein ins Steppenland.

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Als wir wieder in der Stadt ankommen warten schon viele Leute am Straßenrand, die ihre Tiere wieder nach Hause bringen wollen. Um ihre Tiere auseinander zutreiben und von der Herde loszureißen, machen sie Geräusche, die das Mähen von den Schafen nachahmen sollen.

 

 

Blau wie der Himmel über Kasachstan

 

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Wo man hinschaut in Kasachstan leuchtet es hellblau: Die Flagge, Hausdächer, Türen. In der Flagge soll hellblau den Himmel über Kasachstan symbolisieren, der in der Tat ziemlich oft ziemlich blau ist. Der Himmel steht auch für die Freiheit des kasachischen Volkes und für den Himmelsgott Gök Tanri, der die Turkvölker verbindet.

Flagge Kasachstan

Doch die Beliebtheit der Farbe hat noch einen anderen Grund: Viele Leute hier glauben, dass Fliegen und Insekten allgemein hellblau nicht mögen. Deshalb werden Häuser oft hellblau angestrichen, zumindest zum Teil. Viele Türen sind hellblau, so auch auf dem Hof meiner Gastfamilie, zum Beispiel hier die Banja (Badehaus).

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Da der Winter hier sehr kalt ist, heißt es im Sommer Ärmel hoch. Natürlich musste ich auch mit anfassen.

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Am Ende erstrahlte das Badehaus innen und außen wie neu.

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Natürlich hellblau – wie der Himmel.

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