Gleich am Morgen des dritten Tages ging es für uns in Busse, die uns zum sogenannten „Skypark“ fuhren. Es wurde, wie man uns sagte, von einem Fan für Extremsports erbaut. Er selbst hat schon auf der ganzen Welt verrückte Sachen gemacht und ist dadurch auch das ein oder andere mal in das Guinnesbuch der Rekorde gekommen. Einmal ist er sogar vom Eiffelturm in Paris an einem Bungee-Seil in die Tiefe gesprungen.
Jetzt hat er sich mit diesem „Skypark“ ein Denkmal gesetzt und auch eine Möglichkeit geboten für andere Menschen, die es ihm gleich tun und sich auch in die Tiefe werfen wollen. So kann man für das richtige Geld einen Bugee-Jump aus einer schönen Höhe machen, sich an einer Art Seilbahn sich entlang hangeln und andere Späße für die richtig Abgebrühten. Selbst ein über 80jähriger Mann hat sich hier in die Tiefe gestürzt und damit natürlich einen Weltrekord aufgestellt.
Für die „Normalos“ wie uns gab es eine Hängebrücke, die längste Hängebrücke der Welt, die in einer solchen Höhe hängt. Aber auch sie machte einem Angst und so hatte ich das Gefühl eine Höhenangst auf dieser Hängebrücke entwickelt zu haben.
Natürlich wollten wir nicht nur den Strand von Sotschi sehen. So machten wir eine Stadtrundfahrt. Sie führte uns an der Hauptstraße entlang, von wo aus man die meisten wichtigen Gebäude sehen konnte. Sotschi besteht zu größten Teilen aus Hotels. Laut Tour gibt es tausende Hotels in Sotschi. Das geht von kleinen Bed & Breakfast Pensionen bis hin zu den großen internationalen Marken wie z.B. Swissôtel oder Radisson. Die Stadt ist eines der Aushängeschilder Russlands und ein Ort, an dem sich unter den vielen russischen Touristen auch einige internationale Gäste tummeln. Jedoch ist es ein Ort mit eher europäischen Preisen und nicht den typischen russischen Preisen.
Besonders auffallend war, dass in Sotschi lauter Palmen stehen. Auch andere tropische Baumarten lassen sich hier finden, was noch mehr den Eindruck entstehen lässt, dass man in Italien oder Spanien Urlaub macht. Auch die Temperaturen spielten mit. Anfang November zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes war es um die 20 Grad jeden Tag.
Mit diesen Temperaturen also besichtigten wir Orte wie den Dendrari Park im Zentrum der Stadt, der von einem reichen russischen Bürger noch zur Kaiserzeit gegründet wurde. Er ist sehr groß und hat viele Pavillions und Bäume und Pflanzen. Der Gründer benannte viele seiner Objekte nach seiner Frau. Auch das Haus wurde nach ihr benannt, welches oben auf dem höchsten Punkt des Parks trohnt. Es heißt Nadezhda, was so viel heißt wie Hoffnung. Es gab auch Käfige, in denen Vögel und Pfaue waren und einige liefen sogar frei herum, was mich an die Pfaueninsel erinnerte, welche in Berlin in der Havel liegt.
Dendrari Park Sotschi
Wir machten auch einen Halt im Zentrum der Stadt wo wir die City mit Bahnhof und Rathaus sahen. Erstaunlicherweise sieht der Bahnhof sehr pompös und kunstvoll aus, wohingegen das Rathaus,, was in deutschen Städten meist sehr schön ist eher klein und winzig ohne Schmuck da stand. Es wirkte sogar ganz verloren neben dem großen Universitätsbau gleich neben der Shopping Straße mit all den edlen westlichen Geschäften.
Wir sahen auch den Hafen, der jetzt ein Einkaufszentrum ist und in dem viele sowjetische Filme gedreht wurden wie zum Beispiel der sowjetische Kultfilm „Der Brillanten-Arm“, wie ich selbst vor einigen Tagen beim Schauen entdeckt habe.
Insgesamt muss man schon sagen, dass Sotschi eine Reise wert ist, besonders durch die vielen Erneuerungen in der Infrastruktur und der Gestaltung der Parkanlagen und sonstigen öffentlichen Einrichtungen. Diese Investitionen wurden nur möglich durch die Olympischen Winter-Spiele, die hier im Jahre 2014 stattfanden. Auch deshalb kann man interessante architektonische Meisterwerke in der Stadt erblicken. Allerdings muss man davon ausgehen, dass viele bauliche Maßnahmen unmittelbar das Klima beeinflusst haben. Seit dem Beginn der Bauarbeiten für die Spiele gab es einige Flutkatastrophen, denn um Winterspiele unter Palmen auszutragen, hat man sich weit in die Berge vorgearbeitet und natürlich nicht zuerst an Naturschutz gedacht. Sobald es hier stärker regnet, reißt es jetzt die Stadt mit.
Mit AFS hat man die Möglichkeit, in seinem Gastland gegen extra Gebühren an mehreren Fahrten teilzunehmen. Auf meiner ersten Reise ging es nach Sotschi, einer der südlichsten Zipfel Russlands, gleich am Schwarzen Meer. Fast 24 Stunden Zugfahrt von Volzhskiy entfernt.
Bahnhof Wolgograd
Die Zugfahrt zog sich, wie wohl alle Zugfahrten in Russland, die längere Distanzen zurücklegen, da diese Züge nur 70 bis 90km/h fahren. Es gibt auch noch eine andere Art des Reisens mit dem Zug. Nämlich mit der Elektritshka. Diese Züge bieten keine Liegemöglichkeit an, sondern beschränken sich auf europäische Weise auf Sitzplätze. Sie legen nur kürzere Strecken zurück und fahren so schnell wie in Europa und Deutschland außerhalb von ICE-Strecken üblich.
Sotschi ist eine recht neue Stadt für europäische Verhältnisse, denn sie wurde erst im 18. Jahrhundert als Festung im längsten Eroberungskrieg Russlands errichtet. Jetzt strahlt die Stadt als größter Kurort Russlands und als einer der langgezogenen Städte der Welt. In der Breite erstreckt sie sich oft nur an drei parallelen Straßen an den Hängen der Ausläufer des Kaukasus. Durch gewisse geographische Gegebenheiten ist Sotschi einer der wärmsten Orte Russlands. Diese sind zu einem die Lage am Schwarzen Meer, sowie die Lage nah an den Bergen, die die Stadt aus dem Inland von kalten Winden während der Winterzeit schützen.
Dass ich nach Sotschi reise, war allerdings am Ende doch sehr überraschend. Denn an dem Tag vor unserer geplanten Abreise erreichte uns die Nachricht, dass Sotschi eine Unwetterkatastrophe erlebt hat – die Bahnstrecke von Krasnodar nach Sotschi war von Regenfluten weggerissen, die Stadt selbst war unter Wasser.
Ich war ziemlich niedergeschlagen, denn ich konnte mir nicht vorstellen, wie man das in ein paar Wochen hinbekommen will. Doch hier ist Russland! Alle sind auf solche Sachen vorbereitet. Die Bauarbeiter rückten aus. Die Leute in Sotschi räumten auf. Unsere AFS Betreuerin in Volzshskiy hat sich 10 Stunden auf dem Bahnhof mit der Umbuchung herumgeschlagen. Und schon zwei Wochen später ging es für uns los. Leider waren unsere Tickets durch das Umbuchen nicht mehr zusammenhängend. Deshalb wurden oft die Treffpunkte gewechselt, an denen man miteinander redet.
Nach knapp 24 Stunden Zugfahrt kamen wir in Adler an. Dieser Bezirk gehört verwaltungstechnisch zu Sotschi und wird auch als ein solcher behandelt. Auch wenn die eigentliche Stadt mehrere Kilometer entfernt liegt. Als wir ausstiegen, ging gerade die Sonne auf und es war sehr schön. Jedoch mussten wir schnell ins Hotel, da wir frühstückten.
Unser Hotel
Um die Mittagszeit kamen dann die anderen Ausländer an mit ihren russischen Freunden, und wir gingen gemeinsam zum Strand. Es war sehr schön und wir machten viele Fotos vom Himmel und der Umgebung.
AFS Russia 2018
Bald spielten wir die ersten Kennenlernspiele, was sehr interessant war. So verbrachten wir den kompletten ersten Tag mit den üblichen AFS Interkulturellen Spielen, mit den Tänzen, die man mit AFS macht und netten Gesprächen mit den vielen Teilnehmern. Durch die Terminverschiebung kamen verschiedene Gruppen zusammen, insgesamt waren wir am Ende 104 Personen!