Leider komme ich nicht hinterher, alles aufzuschreiben: Ich hoffe, ich finde bald die Zeit, hier von meinen Abenteuern unterwegs zu berichten.
Jetzt erstmal das Wichtigste – seit zwei Wochen bin ich in Russland. Genauer in Volzhskiy. Das ist ein Vorort von Wolgograd (die Stadt, die mal Stalingrad hieß, woran die „Mutter Heimat“ erinnert.)

„Родина-мать зовёт“ zu deutsch „Mutter Heimat ruft“ ist das Wahrzeichen Wolgograds und des Wolgograd Oblast. Das Denkmal mit einer Gesamthöhe von 85 Metern symbolisiert den Sieg der sowjetischen Streitkämpfe im Großen Vaterländischen Krieg gegen Nazi-Deutschland. „Mutter Heimat“ steht im Zusammenhang mit dem Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park in Berlin (gesenktes Schwert).
Nach einer kurzen Fluganreise ging es von Moskau in einen Vorort, zum internationalen AFS Welcome Camp. Hier waren alle Jugendliche aus allen möglichen Ländern, die mit AFS ein Schuljahr in Russland verbringen wollten. Vor allem Italiener (ein Drittel) und Leute aus Hong Kong, Thailand, Japan und Türkei. Wir sieben Jugendlichen aus Deutschland kamen uns erstmal etwas dumm vor, denn die Gruppen aus den anderen Ländern haben gleich mal ihre riesigen Heimat-Flaggen ausgerollt. Wir wären gar nicht auf die Idee gekommen. Der Schweizer und die Österreicherin haben sich gleich uns angeschlossen, so dass wir dann „die Deutschsprachigen“ waren.
Die Freiwilligen von AFS Russland begannen das Camp mit verrückten Tänzen. Das fanden die meisten Menschen erst einmal gewöhnungsbedürftig und mir schossen sofort Bilder in den Kopf, wie wir tanzend auf dem Roten Platz stehen würden, aber dann war es doch sehr lustig. Russland! Eine andere Welt.
Drei Tage später ging es für die Wolschski-Gruppe von Moskau weiter mit dem Zug nach Wolgograd: 21 Stunden im „platzkartny wagon“ (also sozusagen Holzklasse).

Unser Abteil war am Kopf des Zuges, was uns beim Einsteigen ganz schön viel Laufarbeit einbrachte, denn unser Bahnhof in Moskau war ein Kopfbahnhof. Der Zug war sehr lang und fuhr aber dafür auch sehr, sehr langsam. Bei einer Strecke, die 1000 km lang ist, braucht man sich also nicht zu wundern, dass wir 21 Stunden brauchten.

Unser Abteil war offen und so konnte man zwar Privatsphäre haben, musste aber dennoch aufpassen nicht zu laut zu sein.
Die Zeit verging aber wie im Flug. Ich fand das ein sehr angenehmes Erlebnis, vor allem, weil man sich so gleich mal eine Vorstellung macht, wie weit das alles voneinander weg ist. Im Zug erfuhren wir dann, dass bei Ankunft das Fernsehen auf uns wartet. Ich habe in meinem Koffer zum Glück noch eine Hawaikette in Deutschlandfarben gefunden von der letzten Fußball WM. Puh. Sonst wäre ich mir doch sehr dumm vorgekommen mit all den Fahnen aus Thailand und Italien.
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