Heute wurde ich um 8 Uhr geweckt (normalerweise schlafe ich da an einem Sonntag noch tief und fest). Das Schwein sollte geschlachtet werden – das kommt nicht jeden Tag vor, das musste ich sehen. Zum Glück habe ich gute Nerven. Denn es war eine blutige Sache.
Die Männer der Familie hatten sich früh an die Arbeit gemacht. Das Schwein war schon tot als ich dazukam. Ich war erstaunt, wie groß so ein Schwein ist. Wie ein Pony.
Mit einem Metallgerüst haben sie das Schwein zu dritt auf den Tisch geschleppt. Das Schwein ist sehr schwer.
Für Veganer und Vegetarier ist das sicher kein schöner Anblick. Doch wer Fleisch isst, sollte das mal angesehen haben. Das Schnitzel wächst nicht in der Verpackung!
Zuerst werden die Haare abgebrannt, dann werden die Beine abgehackt. Alle Männer der Familie helfen mit, auch der kasachische Schwiegersohn. (Kasachen sind theoretisch Muslime und essen kein Schwein, aber in der Praxis ist ihnen das meist egal.) Ich habe zugesehen, wie der Bauch langsam aufgeschnitten wird. Die Fettschicht ist ungefähr 20 cm. Das wird später zu Speck verarbeitet (geräuchert, gesalzen). Mein Gastvater ist von der Nationalität her Ukrainer, der ukrainische Speck ist sehr berühmt.
Anschließend wird der Kopf abgeschnitten und in eine Schüssel mit Wasser gelegt. Später wird auch der Kopf gegessen. Nichts wird weggeworfen beim Schlachtfest in Kasachstan. Der Winter ist lang. Nur mit dem, was in den vier Monaten Sommer im Garten wächst, kommt man nicht aus. Vegetarier müssen verhungern – oder reich sein, damit sie alles im Laden kaufen können.
Als sie das Schweinebecken zerhackt haben, bin ich wieder ins Bett gegangen. Es hat noch ein paar Stunden gedauert, bis alles im Tiefkühlfach verstaut war. Die besten Stücke wurden aber gleich in einem großen Topf in Marinade eingelegt. Die gibt es gleich als Schaschlik vom Grill. Schlachtfest!
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