Heute sollte es soweit sein. Auf nach Kasachstan. Zum Abschied fahre ich mit meinem Patenonkel und meiner Oma in den schönen Charlottenburger Schlosspark.
Wir schauen uns zusammen das Mausoleum an. Danach Kaffee trinken. Meine Oma ist so aufgeregt dass sie es nicht ertragen kann mich zu verabschieden und wandert mir davon. Als auch ich von meinen Verwandten und meinem geliebten Berlin Abschied genommen hatte, geht es zum Flughafen Hannover. Dort fliegt Air Astana und der einzige Direktflug von Deutschland nach Kostanai. (Aber nur im Sommer.)
Mit dem Auto kommen wir relativ gut und ohne Zwischenstopps durch und sind auch schon bald am Flughafen. Er ist kleiner als erwartet. Obwohl ich das schwer beurteilen kann, da ich in meinem Leben immer nur von Großstadtflughäfen geflogen bin.
Wir laufen zu meinem Check-in, wo schon gefühlt 500 kasachische Mitbürger mit deutschen Pässen wedelnd ihren Sitzplatz verlangen.
Ich seh jetzt schon was auf mich zukommen wird. Jegliche Umterhaltung wird auf Russisch geführt. Ich verstehe wenn ich Glück hab einig Wörter mit deren Hilfe ich mir einen Sinn zusammenreime.
Als ich dort stehe kommt eine Frau auf mich zu und fragt ob ich der Junge bin, der nach Kasachstan fahren will. Ich gucke sie verwirrt an. Will hier nicht jeder nach Kasachstan? Doch dann fragt sie weiter, ob ich der von Novo-Ilyinovka und Natalia Ivanovna bin. Jetzt fällt es mir wie von Schuppen von den Augen. Natalia Ivanovna ist die Frau bei der ich wohnen werde. Und zugleich meine zukünftige Lehrerin!
Meine Mutter und sie hatten oft lange Telefongespräche. Da Natalia früher einmal stellvertretende Direktorin der Schule von Novo-Ilyinovka war, hat sie Kontakt zu vielen ihrer Schüler, die im Ausland leben. So erfuhr sie, dass ein Ehepaar aus Düsseldorf, welches bei Natalia in der Schule war, mit ihrer Tochter und zwei Enkelkindern ebenfalls den Direktflug von Hannover nach Kostanai nehmen. So sagte sie ihnen, dass sie mir auf meiner Fahrt helfen sollten.
Ich stand nun am Check-in mit meinem Koffer und meinem Rucksack, die zusammen bestimmt eine Tonne wiegen. Zusammen mit der Familie wartete ich darauf unser Gepäck abzugeben. Wir fingen ein paar nette Gespräche an und wurden uns sympathisch.
Nach langem Warten wurde unser Gepäck endlich von einer schlecht gelaunten Frau entgegengenommen. Danach ging ich mit meinem Patenonkel noch etwas essen. An der Passkontrolle verabschiedete ich mich schließlich von ihm und trat meine lange Reise an.
Im Flugzeug versuchte ich mich mit Englisch und wildem Gestikulieren zu verständigen was allerdings meist auf anderer Seite scheiterte. Alles im Flugzeug war dreisprachig. Es stand dort auf Kasachisch, auf Russisch und auf Englisch.
Der Adler hebt ab. Ich fühle mich erleichtert. Wir fliegen dem Sonnenuntergang entgegen. Bald bin ich in Kasachstan.
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